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Flusskarten
J.Grob, Pressewart des Bayernkreis, München 1925
Landkarten, Automobilkarten, Eisenbahnkarten gibt es schon längst. Die neueste Schöpfung sind nun die Flusskarten,
wenigstens die, die der Flusswanderer braucht. Nun denkt sich wohl mancher zünftige Kajakmann: Was soll mir eine Flusskarte? Kenne ich das Wasser nicht,
dann bin ech eben um so vorsichtiger und richtig paddeln und nötigenfalls schwimmen können ist Voraussetzung eines jeden sportgerechten Wasserwanderers.
Zugegeben. Aber diese wirklich guten Sportleute sind in der Minderzahl und alle die andern, die einen unbekannten schönen
Fluss befahren wollen, kommen sich mit mangelhaften Fahrkenntnissen oft unsicher vor oder noch schlimmer: sie fühlen sich
sicher und rennen nur zu oft ahnungslos ins Unglück. 'Sollen eben daheimbleiben und uns uf unserm Wasser in Ruhe lassen', brummt
ein alter Wildwasserfahrer. Halt, mein Lieber, die Zeiten sind vorbei. Vor wenigen Jahren noch, ja, da konnte man ungestört
und kaum von einem Ausflügler beobachtet, am Sonntag von Tölz bis Grünwald fahren und war mit seinem Fluss ganz
allein. Aber heute? Macht es dir etwa selber Spaß, allsonntäglich zwischen Bootsrudeln eingezwängt deine früher einsame Bahn zu ziehen?
Treibt es dich da nicht selbst auf andere, abgelegene Gewässer und bist du dann nicht froh, an Hand eines Wasserführers
gleich feststellen zu können, wo es besonders schön ist, wo man sorglos die Beine über Bord hängen
kann und wo es gilt aufzupassen? Du brauchst ja nicht die Karte ständig auf den Knien zu halten und ägstlich jedes rote Fahrzeichen zu
studieren; das ist für den weniger Geübten, der sich noch unsicher fühlt.
Nun haben wir in unseren Wassersport-Zeitschriften schon immer gute und weniger gute Fahrtbeschreibungen gelesen, aber nach diesen zu
fahren, hat immer seine Mucken. Einmal fällt dem einen Fahrer auf, was der andere bei verändertem Wasserstand ganz
übersehen hat, oder es fehlen wichtige oder sehr nützliche Angaben, meist aber fehlt die nötige Uebersicht und Kürze.
Deshalb ist jetzt geschehen, was sachlich schon längst hätte geschehen müssen: Die Fahrtbeschreibung
ist von der Flusskarte getrennt worden. Alles, was uns eine Flussfahrt wertvoll macht, Landschaft, Kunst, Geologie, Geschichte,
die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt, wie auch der Bewohner: das alles gehört in die Fahrtbeschreibung.
Diese soll uns recht eigentlich Lust zur Fahrt machen und die Augen öffnen für alles Schöne und
Bemerkenswerte. Daneben die Flusskarte; sie klärt über alles fahrtechnisch Wissenswerte auf, über alle
Gefahren und Gefährlein, hilft zu einer raschen Orientierung, an welcher Stelle des Flusses man sich befindet,
falls man nach dem Mittagsschläflein den Kopf über den Süllrand erhebt, zeigt die besten Boootsquartiere,
die nächsten Bahnhöfe, Kanustationen, Kanuvereine und so vieles ander noch an.
Das Verdienst, hier bahnbrechend vorgegangen zu sein, geb&uuhml;hrt dem Altmeister unseres schönen Faltbootsports,
Herrn A. Heurich in Rosenheim, der als alter praktischer Flusswanderer sich ein Kartensystem ausgedaht und einen Verlag gefunden hat, der nun der Reihe nach Karten
unserer wichtigsten Flüsse herausgibt und mit einer wunderschönen Innkarte bereits den Anfang gemacht hat...
An alle Faltbootfahrer, die bisher schon durch Entdeckungsfahrten oder durch Fahrtbeschreibungen an der Ausbreitung unseres Sportes mitgeholfen haben oder die es noch tun möchten, sei daher die Bitte gerichtet,
bei diesem gro&slig;angelegten Werk mitzuarbeiten, denn nur wenn eine Flusskarte auf unbedingte Zuverlässigkeit
Anspruch erheben kann, erfüllt sie ihre Aufgabe. Wo also von den Karten abweichend neue Fahrthindernisse, besonders
günstige Bootsquartiere, neue Uferbebauungen wusw. entstanden sind, sollen sie zur Besichtigung an die Geschäftsstelle des
Bayernkreises, Gabelsbergstr. 21, eingesandt werden. Beiträge für noch nicht erschienene Karten sind dort auch willkommen
und werden an den Verlag resp. an die Bearbeiter der verschiedenen Flussstrecken weitergeleitet. Als Muster dazu diene der beigelete Kartenausschnitt.
Für unsere einzig schöne Zeitschrift, den 'Kanusport', aber brauchen wir schöne Fahrtbeschreibungen, die auch erkennen lassen,
dass der Verfasser Augen gehabt hat für alles Schöne und Wissenswerte auf seinem Weg, und die anderen Kanuleuten
Lust machen können, auch einmal andere als die schon so oft beschriebenen Flussstrecken aufzusuchen. Auch hier gilt wieder,
wie von so mancher Arbeit: den größten Lohn hat der Verfasser darin, dass er anderen einen Weg zeigt zur Freude und zur Natur.
Dem Verein Bayerische Kanugeschichte e.V. ist es 2014 gelungen eine umfangreiche Sammlung der 'Wasser-Führer
für Faltboot- und Kanufahrer mit Heurichs Streckkarte' aus den 1920er und 1930er Jahren für das Archiv anzukaufen.
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Quelle: J.Grob (Hrsg.): Der Bayernkreis im Deutschen Kanu-Verband, 1925
Zusammenstellung: Ilse Entner, 09/2016 zurück zu Exponate
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