Hermann Gründl

Er war das Allround-Talent unter den Kanu-Funktionären, ein „Hans Dampf in allen Gassen“: ein Freizeitsportler, Musiker, Maler, Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Sicherheit, Ausbilder, Öffentlichkeitsarbeiter … Seine unermüdliche Tätigkeit und großartigen Verdienste ließen Hermann Gründl zur Legende werden.


Hermann Gründl

* 26. August 1918   † 19. November 1989

An der Berufsschule in Nürnberg lehrte er metallverarbeitende Berufe und vor allem Sport. Seine Tätigkeit im Stadtschulreferat prägte die Sportausbildung der Nürnberger Berufsschulen. Als Erster führte er eine Neigungsgruppe Kanusport an einer bayerischen Schule ein. Er bildete Lehrer und Schüler im Kanusport einschließlich dem Eigenbau von Booten aus. Seine Tätigkeit kam vor allem auch den mittelfränkischen Vereinen des BKV zugute. Den Ferienfahrten mit seinen Schulkindern mit Boot und Zelt auf der oberen Pegnitz galt seine besondere Liebe.

Wie die meisten erfolgreichen Menschen hatte auch Gründl seine Ecken und Kanten, und so war er gelegentlich recht unbequem. Er forderte von allen Seiten. In seinem Pamphlet „Naturschutz im Kanusport“ (1972) prangerte er die „profitgesteuerten Vergewaltigungen der Flusslandschaften“ an und legte dabei sehr deutlich den Finger in die Wunde. Von ihm stammte das zigfach kopierte Flugblatt „10 Goldene Regeln für das Verhalten aller Wassersportler in der Natur“.

Hermann Gründl war sehr gesellig. Er legte großen Wert auf Kameradschaft, Freundschaft und Anerkennung sowie frohes Beisammensein bei Musik und Gesang. So manches Lied schrieb er selbst und illustrierte alles mit großer Inbrunst. Sein Liederbuch „… und alle singen mit!“ mit 112 Seiten fehlte an keinem Lagerfeuer. Er konnte begeistern, war aber auch verletzlich. Bei seinen Wanderwarte-Lehrgängen in Grünwald und Oberhaching kam er fokussiert zur Sache und zeigte „klare Kante“.

Gründl war ein introvertierter, humorvoller Mensch mit einer künstlerischen Ader. „Ich bilde mir ein, etwas zeichnen zu können“, stapelte der geniale Zeichner gerne tief. Seine unzähligen Skizzen zeugen von guter Beobachtungsgabe, großartigem Darstellungsvermögen und Prägnanz. Er baute sie überall ein: in all seinen Schriften, der Kanu-Fibel, dem Liederbuch, Flusskarten, Lehrbriefen, Wanderfahrer-Einladungen etc.

Gründl war kein Freund großer Selbstdarstellung, von DKV-Tagungen und öffentlichen Auftritten. Beim Wanderfahrertreffen in Langenprozelten 1988 bekannte er: „Ich sollte bei der offiziellen Fahrt dabei sein, aber lieber fahre ich mit Euch!“ Das „Euch“ bezog sich auf die Teilnehmer der SGS Erlangen.

Dennoch stellte er sich auch der Verantwortung. Mit Rudi Frieser (Weiden) initiierte er den ersten Umweltprozess gegen die Fa. Hofbauer in Altenstadt, die jahrelang säurehaltige Abwässer in die Naab einleitete. Gründl nahm 1984 an der Flusssäuberung der Wiesent teil und war 1987 bei der Einweihung der Wiesent-Alu-Bootsrutsche in Ebermannstadt dabei.

Als Arbeitstier stand er hinter allem, was er machte – und das war enorm viel: Er war Wanderwart (Fahrtenbuchauswertung, Wanderabzeichen), Gewässerwart (heute Ressort Umwelt und Gewässer), er führte Sicherheitslehrgänge durch, bei denen er mit seinem Team z. B. Kajakhelme testete. Sogar Boote baute Hermann Gründl!

Sein besonderes Anliegen galt von Anfang an der qualifizierten Ausbildung der Kanuten. Er führte Fahrtenleiterlehrgänge für Wandersportler ein und sorgte bei der Übungsleiterausbildung für eine entsprechende Ausrichtung auf den Freizeitsport. Für den Anfänger schrieb er die Kanufibel, die für viele Wander- und Jugendwarte zum Handbuch bei der Ausbildung wurde. Das Paddeln auf Wildwasser war ihm suspekt. So bezogen sich seine Schriften hauptsächlich auf das Wanderfahren auf Wasserstraßen bzw. Wiesenbächen.

Gründl verfasste den „Lehrbrief für Kanuwandern und Umweltschutz". Die Ausbildung einer ganzen Generation von Kanuten trug damit seine Handschrift. Von ihm stammten die ersten Gewässer-Übersichtskarten von Bayern, natürlich selbst gezeichnet, sowie mehrere Auflagen des Kanu-Wanderführers für Bayern. Für den Bayerischen Kanu-Verband verwaltete er bis kurz vor seinem Tod den Zeltplatz auf der Insel „Große Birke" im Staffelsee. Hier war er der „große Chef“ und bewohnte den ganzen „Feldherrenhügel“.

Das seit 1973 alljährlich stattfindende Bayerische Kanu-Wanderfahrertreffen geht auf seine Initiative zurück. Ursprünglich beabsichtigte Gründl, dass sich die Wanderwarte der bayerischen Vereine nicht nur zu ihrer Herbsttagung treffen sollten, sondern auch einmal im Jahr zum Kanufahren. Hieraus wurde dann sehr schnell ein Treffen für alle am Wandersport interessierten Kanuten im BKV (und darüber hinaus). Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt unter den Wanderfahrern waren vielleicht nicht unbedingt sein Ziel, aber mit seiner Authentizität erreichte er es dennoch.

Beim Bayerischen Wanderfahrertreffen 1985 in Kötzting regte er den Regen-Wanderweg bei den Behörden an und unterstützte dessen Verwirklichung aktiv mit laufenden Beratungen als freier Mitarbeiter. Der letzte große Höhepunkt im Schaffen des Hermann Gründl war die Einweihung des Regen-Wanderweges im September 1988.

Quellen: Nachruf des BKV (von BKV-Präsident Albert Loichinger und BKV-Wandersportwart Rolf Riedel), Dieter Thiering, Rudi Frieser, Hermann Siebold / Uschi Zimmermann (2024)

Funktionen:

  •                 Jugendwart KV Nürnberg
  • ??? – 1970           Vorsitzender KV Nürnberg
  • 1969 – 1989        BKV-Wandersportwart
  • 1970 – 1971        Bezirksvorsitzender Mittelfranken

Auszeichnungen:

  •                 BLSV-Jugendleiter-Ehrennadel in Silber mit Gold
  •                 Ehrenmitglied KV Nürnberg
  • 1989       Ehrenmitglied im Bayerischen Kanu-Verband
  •                 DKV-Ehrennadel in Silber
  •                 DKV-Ehrenbrief in Leder
  • Die Internationale Kanu-Föderation (ICF) verlieh ihm das sehr seltene ICF-Wanderfahrerabzeichen in Gold ehrenhalber
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