Alfred Heurich
Alfred Heurich
* 03. Februar 1883 † 12. April 1967
Man schrieb das Jahr 1904. Der Architekturstudent Alfred Heurich (1883 - 1967) war des Öfteren im Münchner ethnographischen Museum anzutreffen. Nachdenklich stand er vor dem dort ausgestellten Eskimokajak, und ein Gedanke reifte heran …
Im Winter vertauschte er seine Wohnung gegen eine nüchterne, große Stube, die genügend Raum für riesige Zeichnungen und spätere Werkarbeit bot. „Abends, nach dem Hochschulstudium, trieb es ihn an sein Werk, gar manche Nacht hindurch bis zum frühen Morgen“, so beschrieb Caroline Heurich diese Zeit. Ihr Mann rechnete, zeichnete, schreinerte, schlosserte und nähte, bis das im Geist Erschaute in Form eines Faltkajaks vor ihm stand: Ein 'Faltboot' mit zerlegbarem Holzgerüst und einer Haut aus festem Matratzenstoff, den er durch schmiegsamen Lackanstrich wasserfest machte.
Im April 1905 erfolgte in den Isarauen00 oberhalb Münchens die erste Testfahrt, und am 30. Mai 1905 befuhr Alfred Heurich mit seinem Faltkajak erstmals die Isar von Bad Tölz bis München. Wie er später niederschrieb, hatte er einige recht brenzlige Situationen zu meistern. Doch Heurich umschiffte alle aus dem Wasser ragenden Felsen oder Sandbänke. Nach rund fünf Stunden Fahrt kamen Paddler und Boot wohlbehalten in München an, wo schon ein Reporter wartete. Der Zeitungsbericht bescherte Alfred Heurich gleich ein paar Interessenten für das Boot.
Diese Fahrt von Tölz nach München wurde als Beginn des Faltbootsports angesehen. Danach nahm er Änderungen an der Segeltuchhülle vor. Er brachte einen Wellenbrecher an und verbreiterte das Boot bei einer Länge von vier Metern schließlich auf 70 Zentimeter. Zwei Jahre lang produzierte Heurich das Faltboot selbst.
Doch so ein Faltboot alleine in Handarbeit herzustellen ist aufwendig und teuer. 1907 wurde dieser Bootstyp, den er ‚Delphin‘ nannte, von dem Rosenheimer Schneidermeister und Sportartikelhändler Johann Klepper als Muster für den Serienbau übernommen und weiterentwickelt.
Noch 1905 gründete Heurich einen Faltbootklub und vollendete das unveröffentlicht gebliebene Manuskript seines Faltboot-Lehrbuchs. 1909 trat er in Brüssel seine erste Stellung als Architekt an. Sein weiterer Lebensweg führte ihn 1911 nach Metz zurück, 1913 nach Weißenfels und 1923 nach Rosenheim. Seine Patente und Veröffentlichungen befassten sich in erster Linie mit dem Faltkajak.
Alfred Heurich veröffentlichte mehrere Bücher, u. a. ‚Das Kajak-Faltboot‘, erschienen 1923 im Verlag Grethlein & Co. Für seine Streckenkarte erhielt er einen Musterschutz.
Heurichs Idee war so einzigartig richtig, dass noch heute jedes Faltboot auf sein Grundprinzip zurückgeht.
1967 starb Alfred Heurich im Alter von 84 Jahren in Rosenheim. Dort erinnert heute eine Straße an den Faltbooterfinder. Der Bayerische Kanu-Verband und das Internationale Kanu Museum (IKM) organisierten 2005 im Andenken an die Erstbefahrung eine Jubiläumsfahrt durch München.
Text: Uschi Zimmermann (2025) – Quellen: Chronik “100 Jahre Bayerischer Kanu-Verband”, Herbert Rittlinger (1950), https://www.deutsche-biographie.de/sfz31986.html#ndbcontentm