Klepper Faltboote (seit 17.06.1919)
Im Jahre 1907 erwarb der Rosenheimer Schneidermeister und Wassersportler Johann Klepper die Lizenz von Alfred Heurich, dem Urheber der modernen Faltbootidee, für die Alleinfabrikation des Bootstyps Delphin. Er verwirklichte damit seinen Traum: ein Boot zum Mitnehmen herzustellen.
In den Anfangsjahren wurde Johann Klepper (1868-1949) noch belächelt, als 'spinnender Schneider' abgetan und war dem Spott und Hohn der Kritiker ausgesetzt. Dies konnte ihn bei der Verwirklichung seiner Idee jedoch nicht bremsen. Am 19. Mai 1907 kaufte der erste Kunde – ein Herr Oechsle aus Neu-Ulm – in Johann Kleppers Werkstatt ein Segeltuchkajak zum Preis von 120,75 Mark.
1919 gründete Johann Klepper mit Karl Stich die Firma Klepperwerke GmbH, die in das Dachgeschoss des Klepperhauses in Rosenheim einzog.
Johann Klepper war klar, dass die Konstruktion von Heurichs 'Delphin' noch weit von einem benutzerfreundlichen Serienboot entfernt war. Die Bootsentwicklung ging weiter. Durch eine massive Eschenholzkonstruktion und eine Kniehebelspannung erreichte man eine gute Längssteifigkeit und eine optimale Spannung zwischen Haut und Gerüst. Diese Konstruktion ermöglichte erstmals den Bau eines stabilen Zweisitzers. Dieser war auch für schnell fließende Gewässer geeignet und fand im Münchner Raum bald eine große Anhängerschaft. Carl Johann Luther (CIL), begeisterter Faltbootfahrer, Schriftsteller und Fotograf, sorgte durch fesselnde Berichte in Wort und Bild für die nötige Werbung.
Die Entwicklung und Fabrikation eines ausgereiften Faltbootes sowie die zahlreichen Präsentationen auf Ausstellungen durch Johann Klepper machten das Klepper Boot zum Faltboot Nr.1 der Welt. Bereits Ende der 1920er Jahre wurden täglich 90 Faltboote produziert.
Bevor ein neuer Bootstyp auf den Markt kam, wurden Form, Materialien und Haltbarkeit lange auf Herz und Nieren geprüft und abgestimmt. Erst nach unzähligen Tests, die unbeschadet überstanden werden mussten, war das neue Boot würdig, den Namen Klepper zu tragen.
1929 übernahm Hans Klepper (1903-1967) die Firma, baute die Produktpalette aus und exportierte die Klepperfaltboote weltweit. Von der Qualität seiner Produkte überzeugt, brauchte er keine Konkurrenz zu fürchten. Eine in der Geschichte der Klepper Werke immer wieder auftauchende Niederlassung war die Hans Klepper Corporation in New York.
Mitte der 1950er Jahre kam der Klepper Aerius auf den Markt. Das Boot zeichnete sich durch eine absolute Neuheit aus: zwei seitlich eingearbeitete Luftschläuche. Diese machen das Boot auch heute noch unsinkbar und im Handling weitgehend kentersicher. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich der Aerius zum bestverkauften Klepper-Boot des Programms und wird auch heute noch in verbesserter Form gebaut.
Eine Erfolgstory schien in den 1970er Jahren mit dem Aufkommen der Kunststoffkajaks zu Ende zu gehen.
1972 kaufte Herbert Michalke die Firma und brachte sie erneut in die Gewinnzone. 1978 musste die Firma jedoch den Betrieb einstellen.
Aufgrund weiterer Nachfrage nach Faltbooten begann der Rosenheimer Hermann Siegesmund Walther, Klepper Faltboote in Lizenz zu fertigen. 1981 wurde die H. S. Walther GmbH gegründet.
Am 14. Oktober 1995 zerstörte einGroßbrand die Gebäude der H. S. Walther GmbH bis auf die Grundmauern. Alle Unterlagen, Werkzeuge, Schnitte und die nicht zu ersetzenden historischen Boote und Gerüste fielen den Flammen zum Opfer. Das Ende der Klepper Faltboote schien besiegelt.
Dem großen persönlichen Einsatz aller Mitarbeiter war es zu verdanken, dass nach dem Neubau der Fabrik bereits im März 1996 das erste Boot nach dem Brand fertiggestellt werden konnte. Dieses Boot ist heute im Ausstellungsraum des KLEPPER Museums e.V. im Klepperpark zu sehen. Es trägt die Unterschriften aller seinerzeit an der Produktion beteiligten Mitarbeiter.
1998 erwarb Dr. Henning Isbruch von Dr. Hans Carl Walther, der in den USA lebt, die Firma. Dr. Isbruch hatte Hermann Siegesmund Walther bereits seit der Firmengründung im Jahre 1981 beratend begleitet. Seit dem Jahr 2000 wurde die KLEPPER Faltbootwerft H.S. Walther GmbH als KLEPPER Faltbootwerft Aktiengesellschaft erfolgreich weitergeführt.
Am 1. August 2020 übernahm die Klepper Lifestyle GmbH die Faltbootwerft. Sie hat ihren Sitz in Hamburg, der Produktionsstandort Rosenheim blieb bestehen.
Legendär sind die Klepper-Modelle für den Freizeit- und Leistungssport bis heute. Franz Romer überquerte 1928 als erster Mensch mit einem Faltboot (von Klepper, segelfähig) den Atlantik. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin siegte u. a. der Münchner Ernst Krebs in einem Klepper-Kajak; auch für Kanuslalom-Wettkämpfe wurden Klepperboote produziert. Bekannte Modelle sind neben der T-Reihe u. a. der Delphin, der Blauwal und in der späteren Zeit der expeditionstaugliche Aerius. Heute werden Klepper-Faltboote auch mit superleichtem Carbongerüst gebaut.
Links:
KLEPPER / KLEPPER Museum e.V.
Quelle: https://kanugeschichte.net/firmen.html (Ilse Entner, Ergänzung 2025: Uschi Zimmermann)